In der zweiten Halbzeit hielt es kaum einen der fast 200 Besucher noch auf den Sitzen. Mit einer begeisternden Leistung gewannen die 1. Frauen in ihrem letzten Spiel für den Berliner TSC gegen das Juniorteam des deutschen Rekordmeisters HC Leipzig deutlich mit 40:29 (18:13). Bekanntlich hat die Abteilungsleitung Handball des TSC auf die Meldung für die 3. Liga im kommenden Jahr verzichtet. Alle Spielerinnen der 1. Frauen werden den Verein verlassen.
Trainer Carlo Gregarek hatte vor seinem letzten Spiel als Trainer für den Berliner TSC in der Mannschaftsbesprechung die taktischen Zwänge aufgehoben: „Habt Spaß, genießt es, wir wollen gewinnen und Milli wirft die Siebenmeter,“ war seine kurze Ansage an die Mannschaft.
Mit emotionalen Worten per Video aus Südafrika schloss sich Cotrainerin Janine Wegner an, Torwarttrainerin Isabell Reiner setzte nach ihren rührenden Dankesworten die Ziele aus: „Wer heute mal 10 Tore werfen will, kann das einfach mal so machen.“ Physio Anne Völker bedankte sich für ein tolles Jahr, das sie mit der Mannschaft erleben durfte. Die Krönung war dann ein tolles Abschiedsvideo von Franziska Chmurski an ihre Mannschaft. Sie wechselt bekanntlich zu Germania Fritzlar.
Die Halle selbst war vorher bereits von der Mannschaft mit Spruchbändern und vielen Fotos an den Wänden geschmückt worden.
Der in kurzer Zeit organisierte Verpflegungsstand und die Kasse des Vertrauens funktionierten hervorragend. Die 1. Frauen haben halt tolle Fans.
Und die waren eben nicht nur zahlreich gekommen, sondern machten von Anfang an ordentlich Stimmung in der Halle. Jeder hatte Lust auf ein tolles Erlebnis und einen krönenden Abschluss. Und wer da alles den Weg in die Seelenbinderhalle fand, war einfach bemerkenswert.
Allen voran die langjährige Trainerin und Ausnahmesportlerin Kristina Richter, die langjährige Torwarttrainerin Edelgard Wendorf, unzählige ehemalige TSC-Spielerinnen, die Oberligamannschaften aus Neukölln, vom TSV Rudow und vom BFC Preussen, der aktuellen Nationalspielerin Saskia Lang und am Ende so viele Freunde und Bekannte, es war einfach dem Rahmen dieses Spieles würdig.
Das Spiel selbst wird man nicht so schnell vergessen können. Ab der ersten Sekunde marschierte der Berliner TSC.
Keine fünf Minuten waren gespielt, da führten die Berlinerinnen mit 4:0. Der HCL musste eine erste Auszeit nehmen. Nach dem 6:4 kam es in der 14.Minute zum ersten schönen Höhepunkt im Spiel.
Die Schiedsrichter pfiffen den ersten Siebenmeter für den TSC und wie versprochen kam die 17-jährige Milena Gerock zu ihrem ersten Einsatz nach fast einjähriger Verletzungspause. Vor dem Spiel war sie vom Trainer noch zum „Saison-MVP-der-Herzen“ gekürt worden, verpasste sie doch trotz ihrer schweren Verletzung keine einzige Minute dieser Saison, machte jede der vielen Stunden im Bus mit, war immer bei ihrem Team. Obwohl Milli noch nicht wieder vollkommen fit war, sollte sie als Dank die Siebenmeter werfen.
Und traf am Ende alle sechs, die dem TSC zugesprochen bekam.
Co-Trainerin Janine Wegner jubelte per Whatsapp aus dem fernen Südafrika mit, hatte sie sich doch vor ihrem Auslandsaufenthalt monatelang intensiv und großartig um die Reha von Milli mitgekümmert.
Mit einer 18:13-Führung für den Berliner TSC ging es in die Pause. Die zweite Halbzeit begann wieder wie die Erste mit einem Sturmlauf der Berlinerinnen. Innerhalb von 5 Minuten verdoppelte man den Abstand auf zehn Tore (24:14).
Es lief alles nach Wunsch. Jubel, Trubel, Heiterkeit, die Zuschauer applaudierten stehend. Und nacheinander wechselte Trainer Carlo Gregarek dann dem Anlass entsprechend aus.
Zuerst kam Torhüterin Juliane Meyer herunter. Lange umarmte sie sich mit Torwarttrainerin Isabell Reiner. Die Wege der Beiden trennen sich nach jahrelanger wunderbarer Zusammenarbeit. Wenig später wurde auch Julia Meyer nach ihrem vierten, in ihrer unnachahmlichen Art vom Kreis erzielten Treffer ausgewechselt.
Klette hatte sich nun ganz ans Ende der Bank geschlichen, um ihre Schwägerin als Letzte in Empfang zu nehmen. Schon jetzt gab es bei Beiden erste Tränen.
Aber das sollte es alles noch nicht sein. Die Mannschaft hatte sich für ihre Fans noch ein Sahnehäubchen ausgedacht.
Noch nie in der 2010 neu geschaffenen 3.Liga warf der Berliner TSC in einem Heimspiel 40 Tore. Noch nie bis … zum letzten Spiel!
Stephanie Roscher warf eine halbe Minute vor dem Ende dieses Tor, was endgültig alle Dämme brechen ließ. Stehend jubelte die Mannschaft auf der Auswechselbank, die Halle klatschte und jubelte laut wie selten. Einfach der perfekte Moment um „Macht´s gut“ zu sagen.
Nach dem Spiel wurde die gesamte Mannschaft und das Trainerteam einzeln von Peter Waitschies (stellvertretend für die Abteilungsleitung und den Vorstand) und Julia Meyer mit schönen Worten und für Jeden individuell gestalten Fotos, Süßigkeiten und Rosen verabschiedet. Kaum ein Zuschauer verließ die Halle, fast alle blieben und feierten die Mannschaft. Dafür ein Dank der Mannschaft und der Trainer an Alle, die dabei waren. Einzig Jannik, der 7 Monate alte Sohn von Betreuerin Stefanie Rochlitz schlief auf ihrem Arm während der Zeremonie ein.
Noch lange ging es im Anschluss in der Halle weiter. Es wurden noch viele Gespräche geführt und Erinnerungsfotos gemacht, bevor die Mannschaft dann geschlossen in die Nacht Berlins verschwand und sicherlich nicht vor dem Morgengrauen wiederauftauchte.
Wenn man sich ein allerletztes Spiel vorher hätte ausdenken dürfen … für mich wäre es genau dieses Spiel mit genau seinem Ablauf drum herum gewesen. Danke an Jeden, der denTag so schön mitgestaltet hat!