Vielleicht lag es ja an der Hitze: Der Wetterbericht hatte um die 40 Grad angesagt und das laue Lüftchen, das zuweilen über den Kunstrasen der Tescharena strich, trug nicht wirklich zur Abkühlung bei. Dabei waren die Voraussetzungen für ein Fußballfeuerwerk ja gegeben: Mit dem Weißenseer FC und dem SV Buchholz zwei Finalisten, die im bisherigen Turnierverlauf die besten Spiele hingelegt hatten, angefeuert von über 160 Zuschauern…
Aber es wurde kein heißes, sondern ein hitziges Spiel mit zum Teil überbordenden Emotionen – sowohl auf dem Kunstrasenplatz, als auch auf der Trainerbank.
Weißensees Trainer Alex Scharsig hatte seine Mannschaft bereits nach dem erfolgreichen Halbfinalspiel auf das Kommen-
de einstimmt: Auch wenn die Pokalspiele nur Vorbereitung auf die bevorstehende Saison seien, nun wolle er den Pott – unbedingt.
Und so begannen die Weißenseer das Spiel trotz der tropischen Schwüle mit einem enormen Tempo und einem, nun ja, bemer-
kenswert robusten Auftreten.
Der SV Buchholz hingegen wirkte überraschend zerfahren und
unkonzentriert und hatte Mühe, sich den Angriffen des WFC zu erwehren. Nach vorn ging kaum etwas. Einzig Tormann Dennis Klink behielt die Übersicht und verhindert einen schnellen Rückstand seiner Mannschaft.
Nach der ersten Trinkpause war die Buchholzer Abwehr mental wohl noch nicht wieder mit dabei. Nach einem sehenswerten Dribbling von Christopher Stettner in der 23. Spielminute, der auf seinem Weg vom Mittelkreis zur Strafraumgrenze gleich drei Buchholzer aussteigen ließ, kam der Ball zu Christian Müller, der ohne Zögern abschoss – 1:0 für den WFC.
Weißensee also erstmal auf der Siegerstraße – doch beim WFC wollte sich Entspannung nicht einstellen. Zehn Minuten nach dem Führungstreffer ging Weißensees Torjäger Michel Seckler nach einem Sturz plötzlich mit schwingenden Fäusten auf den Buchholzer Christian Kahlenberg los – logische Folge: Rot.
Weißensee nun in der Unterzahl und einer seiner wichtigsten Spieler beraubt, sah sich mehr und mehr einer selbstbewusster agierenden Buchholzer Mannschaft gegenüber. Am Ergebnis änderte sich bis zur Pause aber nichts.
In der zweiten Halbzeit kam Buchholz immer besser ins Spiel, bei den Weißenseern hingegen schwanden die Kräfte – neben der Hitze musste auch das Fehlen von Seckler kompensiert werden. Die Abwehr wurde härter, die gelben Karten gegen den WFC häufiger.
Doch wer erwartet hatte, dass die Buchholzer ihre Überlegenheit auch in Treffern ummünzten, sah sich erstmal getäuscht.
Stattdessen konnte man Wetten darauf abschließen, auf welche Weise die nächste Chance vergeben wird: Fliegt der Ball neben das Tor, darüber hinweg – oder wird einfach nur so lange mit dem Abschuss gewartet, bis die Weißenseer Abwehr sich entsprechend formiert hat?
In der 61. Minute dann die Erlösung: Ein Kopfball von Tim Schulze brachte den schon lange in der Luft liegenden Ausgleich. Und der Bann schien nun gebrochen: Gleich nach dem Anstoß war es wieder Schulze, der in Richtung Weißensee marschierte, den Ball dann im Strafraum an aber Dennis Schmoldt weitergab, der nur Sekunden nach dem Ausgleich die Buchholzer Führung markierte.
Nur eine weitere Minute später ließ WFC-Mann Steve Schneider die vorzeitigen Siegesträumen des SV Buchholz erst einmal mal platzen: Bei seinem Gewaltschuss in den Dreiangel hatte Torwart Dennis Klink keine Chance – 2:2.
Und so begann die Buchholzer Veranstaltung „Mehr Kreativität beim Vergeben von Torchancen“ aufs Neue. Das erhöhte zwar die Spannung – schön anzusehen war es aber nicht.
Selbst als mit Sören Hödtke ein weiterer Weißenseer Spieler das Feld räumen musste (73. Minute Gelbrot nach einem Foul gegen Eric Anders), wurde es nicht besser.
In der 79. Spielminute fiel dann aber doch noch ein Tor. Dennis Schmoldt nahm eine Vorlage von Mathias Klotsche auf, der nun endlich die Kugel auch wieder ins Netz brachte. Die darauf folgenden emotionalen Aufwallungen auf der Weißenseer Trainerbank waren nicht nur dem Rückstand an sich geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass man in der Torvorbereitung eine Abseitsstellung gesehen hatte – der Schiedsrichter hinge-
gen nicht. Nicht geringer war die Aufregung, als eine Hand des Buchholzer Mittelfeldspielers Thurm im eigenen Strafraum vom Ball getroffen wurde, der Schiri aber weiterspielen ließ.
Während also die Emotionen am Spielfeldrand hochschlugen, setzte die Weißenseer Mannschaft zum Schluss alles auf eine Karte: Selbst der Torwart lief nun bis zum Mittelkreis und betätigte sich dort als Feldspieler.
Genutzt hatte es nichts mehr – auch nicht den Buchholzern denen in dieser Situation nur ein mäßig platzierte Fernschuss zum Ausbau der Führung gereicht hätte.
Als das Spiel dann – endlich – zu Ende war, schwankten bei den Weißenseern die Emotionen zwischen Wut und Enttäuschung. Sollte er in einem Jahr beim Weißenseer FC noch etwas zu sagen haben, so Trainer Alex Scharsig, werde der WFC beim nächsten Exerpokal nicht mehr dabei sein.
Diesmal schon nicht mehr dabei war Pankows Bürgermeister Matthias Köhne, der sonst immer den Pokal übergeben hatte. Manch einer unkte, Köhne fehle deshalb, weil sein Verein SV Empor in diesem Jahr nicht mit am Start war. Aber vielleicht hatte der Veranstalter ja auch nur vergessen, ihn einzuladen.
Das Video zum Spiel
(Autor Steven Gallrach)
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