Exerpokal ’22: Zweikampfstark und Abschlussschwach – Berliner TSC gewinnt gegen SV Bucholz


 

Die Älteren unter den Lesern – also die ganz alten – werden sich bestimmt noch an die „Hitzeschlacht von Lausanne“ erinnern, als beim WM-Spiel Österreich gegen die Schweiz im Jahr 1954 im Lausanner Stadionkessel knapp 40 Grad Celsius herrschten, der österreichische Torwart Kurt Schmied in der ersten Halbzeit einen Sonnenstich bekam, daraufhin orientierungslos durch den Torraum taumelte und die Schweizer die Gelegenheit gnadenlos ausnutzten und den Ösis binnen Minuten den – damals noch auch echtem Leder gebauten – Ball ins Netz zu treten.
Da seinerzeit das Auswechseln noch streng verboten war, hatte sich Österreichs Masseur hinter Schmieds Kasten gestellt und versuchte, den Tormann durch Zurufe zu dirigieren und den überhitzten Keeperkörper mit wassergetränkten Schwämmen zu kühlen.

 

Seither hat sich viel in Sachen Humanisierung des Fußballsports getan. So dürfen heutzutage heißgelaufene Spieler ausgewechselt werden und bei Bedarf werden auch während des laufenden Spiels Kühl- und Trinkpausen eingelegt.

Auf Grund dieser erfreulichen Entwicklung mussten beim Spiel des SV Buchholz gegen den Berliner TSC trotz 36 Grad Teschtemperatur keine Ausfälle wegen Hitzschlag oder Sonnenstich beklagt werden.

Nachteil: Wegen des Fehlens orientierungsloser Torwarte gab es auch bedeutend weniger Treffer als in Lausanne.

So hatte Schiedsrichter Xia Haowen bereits kurz nach dem ersten Tor des Spiels durch Luis-Miguel Schmoldt (Buchholz) in der 19. Spielminute das Spiel zum Getränkefassen unterbrochen…

Dergleichen erfrischt, ging es auf dem Platz weiter munter zur Sache. In der 24. Spielminute ein schneller Angriff des Berliner TSC auf der rechten Seite, der, mit einem mächtige Schuss abgeschlossen, den Ausgleich hätte bringen können – doch Buchholzens Torwart war alles andere als orientierungslos und parierte.

Überhaupt schien das eine Taktik des BTSC zu sein: ruhig in der Mitte tändeln, um dann blitzschnell anzugreifen und noch vor der Strafraumgrenze mit kräftigen Schüssen den Erfolg zu suchen. Der Nachteil: Regelmäßig stand entweder das Tor an der falschen Stelle, so dass der Ball ins Tor-Aus rauschte – oder der Buchholzer Tormann an der richtigen Stelle, um den Ball abzufangen.
Das schien sich so einzupendeln, bis dem TSC in der 39. Spielminute dann doch noch der Ausgleich gelang– wohl auch zur Überraschung des gegnerischen Torhüters, der bei Schuss kaum eine Reaktion zeigte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich der Abendschatten bereits über den Großteil des Platzes gelegt, was die Temperatur auf freundliche 31 Grad sinken ließ.
So wurde auch das Spiel beider Mannschaften merklich schneller. Auffallend war dabei die Zweikampfstärke der Prenzlauer Berger: Immer wieder nahmen sie ihren Kontrahenten den Ball buchstäblich vom Fuß, um dann blitzschnell in den Angriffsmodus zu schalten und mit schnellen Vorstößen in den oft noch abwehrspielerleeren Buchholzer Raum vorzustoßen. Auffällig aber auch: Die Verwertung der so erspielten Tormöglichkeiten verdient das Prädikat „grottig“. Oder positiv ausgedrückt: Der Berliner TSC entwickelte eine große Kreativität darin, wohin man einen Ball so schießen kann, wenn man kein Tor erzielen möchte.

So war es fast bezeichnend, das zweite Tor des TSC eben aus keinem großartig inszenierten Angriff, sondern aus einer Standardsituation heraus entstand. Nach einem Eckball in der 53. Minute geht der Ball über zwei drei Stationen vor dem Bucholzer Tor hin und her, bis dann Laurin Windelknecht den Sack endlich zu machte.
Das war dann auch der letzte Treffer der Begegnung. Der Rest der Zeit bestand aus einer technisch und optisch überlegen spielenden TSC-Mannschaft, die massenhaft Chancen beim Abschluss vergeigte – und tapfer kämpfenden Buchholzern, die durch ihre gelegentlichen Vorstöße bei etwas mehr Glück auch den Sieg der Prenzlauer Berger hätten verhindern können.

 

Impressionen vom Spiel

 

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