SV Berliner Brauereien – CSV Olympia I 4:1 (2:1)
Nach zehn Spieltagen lassen sich anhand der Zahlen interessante Schlüsse über die Spielphilosophien der Vereine ziehen. Positivistisch betrachtet fehlt es den Männern aus Charlottenburg (23:12) an einer durchschlagskräftigen Offensive, während man andererseits defensiv zu den bestenTeams der Staffel gehört.
Die Prenzlberger (31:21) hingegen sind mit 2 Gegentoren pro Spiel hinten ziemlich löchrig, vorne allerdings sehr effektiv. Aber im Amateurfußball entscheiden noch ganz andere Faktoren über den Ausgang eines Spiels. War der Rechtsverteidiger etwa gestern feiern?
Kommt der Mittelfeldregisseur vielleicht aus der Nachtschicht? Kann der Trainer frische Kräfte von
der Bank bringen? Und und und.
Olympia stößt an und bemüht sich um den Spielaufbau, was bis zur Mittellinie schön anzusehen ist. Dahinter lauern die Brauer, die die Fehler des Gegners antizipieren.
Eckardt erobert im Mittelfeld den Ball und treibt ihn nach vorn. Da er sich nicht sicher ist, ob seine Mitspieler nachschieben, feuert er einfach einen Warnschuss aus 25 Metern ab, der aber deutlich neben das Tor gerät.
Die Statistik bewies sich selbst in der 9. Spielminute. Brauers spanischer Rechtsverteidiger Velez-Vera bringt einen hohen Freistoß in den Sechzehner, den Olympias Schlussmann
Zimmermann unterläuft. Petersohn, der auf der rechten Seite sein erstes Ligaspiel für die Brauereien absolvierte, hatte keine Probleme, den Ball per Knie über die Linie zu bugsieren.
Die Zuschauer beobachteten nun ein sehr intensives, körperbetontes Fußballspiel auf hohem Niveau. In der Vergangenheit war das zwischen diesen Teams – nebenbei bemerkt – selten der Fall.
Olympias Linksverteidiger Gröning verliert das Spielgerät und dann geht’s schnell: Velez-Vera passt scharf zu Eckardt, der sich dreht und Winters links mit einer Flanke bedient. Winters legt ihn sich dann auf den starken rechten Fuß und schließt ab – leider daneben (24.).
Der Krankenwagen kommt
Nach einer halben Stunde dann der Schock für die Brauereien. Die Beine von Innenverteidiger Lohde und Olympias Innenverteidiger Löck verheddern sich im Flug nach einer getretenen Ecke.
Mit voller Wucht knallen beide auf den Kunstrasen. Lohde schreit auf und hält sich schmerzverzerrtdas Gesicht. Ein Krankenwagen wird gerufen. Diagnose: Wadenbein und Bänder durch, sechs Wochen Krückenlaufen und ein halbes Jahr Sportbefreiung. Gute Besserung, Eike Lohde!
Dass dieser unglückliche Zwischenfall nicht spurlos an den Brauer-Spielern vorüberging, zeigte sich kurze Zeit später. Charlottenburgs Achter Petzold – dem Schlüsselspieler bei Olympia – schickt Herzberg mit einer präzisen Flanke über die Abwehr der Hausherren in den Raum. Flügelflitzer Herzberg nimmt an, steht allein vor Keeper Rudel und verzieht kläglich (33.).
Auf der gegenüberliegenden Seite strahlte die tiefe Novem-
bersonne in die Augen von Zimmermann und seinen Vorder-
leuten. Nach langem Ball kommt es zum Eins-gegen-eins zwischen Töpfer und Zimmermann.
Letzterer verhindert erfolgreich den Abschluss, verletzt sich aber gleichzeitig am rechten Fuß (37.). Zimmermann hält sich wacker.
Petzold tritt einen Freistoß an der Strafraumgrenze der Brauereien. Mit links zwirbelt er den Ball auf den zweiten Pfosten, wo Sait per Kopf vollendet (42.). Innenverteidiger Storm reklamierte das Abseits von gleich drei Charlot-
tenburgern, aber Schiri David Stolz gab den Ausgleichstreffer.
Der war aber nicht von Dauer.
Der schönste Spielzug des Spiels: Winters erhält auf der linken Seite den Ball, passt zu Marschke, der ihn direkt auf Eckardt abprallen lässt. Eckardt sieht Töpfer und passt messerscharf vors Tor, Töpfer hat eine Fußspitze Vorsprung vor Löck und verwandelt unhaltbar für Zimmermann ins linke Eck (44.). Das ging zu schnell für Olympias Hintermannschaft. Vor dem Halbzeitpfiff nimmt Eckardt Anlauf zu einem Freistoß, den er zuvor selbst rausgeholt hat. Der erste Versuch bleibt in der Mauer hängen und den Nachschuss hält Zimmermann einfachformidabel (45.+).
Abschluss- und Kommunikationsprobleme.
Die optische Überlegenheit ging in der zweiten Hälfte auf die Gäste über. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Sturmspitze Jachmann. Seinen satten Schuss aus 25 Metern hält Rudel großartig (49.).
Olympia ist weiter am Drücker. Petzold setzt sich auf der linken Seite durch und bedient – ähnlich wie beim 2:1 der Prenzlberger – Sait, der aber aus 12 Metern links daneben schießt (51.).
Das energische Aufbäumen der Charlottenburger findet sein jähes Ende in der 55. Spielminute. Goalgetter Töpfer trifft den Kopfball nicht ideal und Gröning holt aus zum Befreiungs-
schlag.
Eckhardt verwaltet diesen Ball im Mittelfeld, über die Innenverteidiger Storm und Salzer geht das Leder durch die Reihen der Brauereien, Velez-Vera und Storm spielen den Doppelpass und Eckhardt steht plötzlich völlig blank. Löck zieht sich notgedrungen aus der Abwehrkette und greift gelbgefährdet nicht energisch an. Eckardt serviert Töpfer einen unnachahmlichen Steilpass kurz vorm Sechzehner und Töpfer trifft trocken zum 3:1.
Erneut fliegen nach einem Petzold-Freistoß drei Olympianer unbehelligt am Ball vorbei und allmählich reißen die Nerven. Frust macht sich bei den Gästen breit und der eine schimpft über den anderen. Während die Brauer weiter unbeirrt ihren Stiefel spielten.
Töpfer setzt sich auf der rechten Seite durch und „schiess-
flankt“ auf Zimmermanns Kasten, der Ball senkt sich und trifft die Latte –kurioses Ding! (76.).
Die Körpersprache von Wirkus war bezeichnend für die Sorgen des CSV. Nachdem sein Pass für Herzberg unerreichbar wurde, schmiss er sich auf den Boden, hielt die Hände vors Gesicht und ließ die Partie resigniert an ihm vorbei ziehen.
Und so gehörte folgerichtig auch die letzte Aktion den Hausherren.
Koch, in der Schlussphase eingewechselt, schickt Töpfer in den Lauf, der noch an Zimmermann scheitert, doch den Abpraller verwertete der Fleißigste im Paul-Heyse-Stadion, nämlich Marschke, per Volley in den Winkel – das unhaltbare 4:1 (90.+) und zugleich Endstand
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