Concordia Wilhelmsruh II – SV Berliner Brauereien 2:5 (1:1)
Dass es wahrlich nicht einfach ist, gegen den Tabellenletzten zu spielen, zeigte die Begegnung zwischen Concordia Wilhelmsruh und den Berliner Brauereien. Auf dem kleinen und engen Rasenplatz offenbarte sich das, was den Amateurfußball bisweilen so charmant auszeichnet: mangelnde fußballerische Qualität. Weshalb besonders die Augenblicke gewürdigt und gefeiert wurden, die dem Fernsehfußball ziemlich nahe kamen.
Nach fünf verlorenen Spielen musste für Wilhelmsruhs Trainer Detlef Hausmann endlich ein Erfolgserlebnis her. Die derbe 8:1-Pleite aus der letzten Woche gegen Karow 96 sollte möglichst schnell aus den Köpfen. In einem recht offensiven 3-5-2 stellte Hausmann klar, dass man sich vor den Brauereien nicht verstecken wollte. Auf der anderen Seite agierte Coach Michael Kraack mit einem 4-2-3-1, also mit einer deutlich defensiveren Formation zur vergangenen Woche.
Die Prenzlauer Berger bestimmten zwar nicht komplett das Spiel, bewiesen mit ihren Angriffen aber mehr Zug zum Tor. Die erste Großchance lag Stürmer Töpfer auf dem Fuß. Zuvor schalteten die Brauer schnell um und konterten: Töpfer passt nach außen zu Velez-Vera, der befördert den Ball gefährlich in den Sechszehner. Von Concordias Kapitän Schulz behindert und dem heraus eilenden Keeper Engel irritiert schießt Töpfer steil über das Gehäuse (8.).
Es dauerte ein wenig beim Schlusslicht der Liga. In der ersten Hälfte der ersten Hälfte setzten die Zebras die Akzente eher aufs Verteidigen denn aufs Angreifen.
Auf der rechten Seite spielte Contini seine Vorteile gegen den schläfrig wirkenden Klementz gekonnt aus. In der 22. Spielmi-
nute setzt er sich durch, geht runter bis zur Grundlinie und flankt scharf zu Krüger, dessen Schuss aber direkt auf den Mann kommt – Torwart Rudel stand goldrichtig. Doch nur wenige Sekunden später dieselbe Szene: Klementz verschätzt sich bei einem langen Ball, Contini rennt die Linie runter und bringt den Ball zu Krüger, der es jetzt besser macht (24.). Wilhelmsruh führt auf eigenem Platz mit 1:0.
Eine Sicherheit entstand in den Reihen der Schwarzweiß-
gestreiften jedoch nicht. Die Brauer nutzten cleverer die
„Breite“ des Platzes aus, verschoben das Spiel und kreierten so die Lücken für ihre Angriffe. Rechtsverteidiger Lohde sieht Töpfer in den freien Raum sprinten und flankt, Töpfer wiederum verlängert den Ball schnell nach innen. Torwart Engel rechnete mit einem Schuss und sah nun den zuvor eingewechselten Lechermann den Ausgleich schießen (32.). Mit diesem Ergebnis waren alle 22 Spieler erstmal zufrieden. Gerade im zentralen Mittelfeld neutralisierten Hegert und Röhlig für die Wilhelmsruher, und Salzer und Hahn für die Brauer den Spielaufbau der Gegner. Zusammen mit seinem Mitspieler schritt man in Richtung der Kabinen.
Ein Elfer knackt die Moral
Die zweite Hälfte begann wie die erste aufhörte: Ziemlich verfahren. Töpfer und Lechermann in grün-weiß rannten ins Abseits. Concordias Pfeiffer und Contini spielten die Konter zu fahrig aus.
Viele Spielunterbrechungen und weite Ballholen-Wege auf dem offenen Gelände lähmten den Spielfluss. Zwangsläufig musste eine umstrittene Szene die Partie entscheiden. Einwurf für Concordia: Rechtsverteidiger Antos verliert das Kopfballduell gegen Velez-Vera, Carow schaltete gedanklich am schnellsten, schnappt sich den tippelnden Ball und macht ein paar Meter. Mit dem linken Außenrist passt er scharf in den linken Zwischenraum, in den Lechermann rennt. Sein Verfolger ist Concordias Sechser Röhlig, der ihn auf der Linie berührt. Lechermann fällt und Schiedsrichter Kuzmanic zeigt auf den Punkt. Von Klarheit des Fouls kann hier nicht die Rede sein, aber ungeschickt war es allemal. Flügelflitzer Carow tritt den Strafstoß an und verwandelt cool zur Führung für die Gäste – 2:1 (66.).
Ab diesem Zeitpunkt an hingen die Köpfe der Wilhemsruher und die letzten zwanzig Minuten gehörten den Brauereien. In der 74. Minute bringt Velez-Vera – er gab dem Offensivspiel nach der Pause kreative Impulse – eine Ecke in den Strafraumbereich und in der Mitte schraubt sich Töpfer nach oben. Er köpft so wuchtig in die Maschen, dass alle drei (Schwarz, Röhlig und Engel) auf der Linie nur das Nachsehen haben.
Und nur fünf Minuten später der nächste Standard der Gäste, die Concordia Wilhelmsruh jetzt überrannten. Kapitän und Libero Schulz kann die hereingebrachte Ecke von Carow noch klären, doch der Ball kommt postwendend zurück, über seinen Kopf. Am zweiten Pfosten antizipiert Klementz den weiten Ball, startet durch und nimmt die Kugel mit vollem Risiko Volley – unhaltbar für Engel! (79.).
Kurz darauf kombinieren sich Lohde und Velez-Vera durchs Mittelfeld mit simplen Doppelpässen und nehmen Wanka mit. Concordias Mittelfeld verlor total seine Ordnung, so dass Wanka keine Probleme hatte, einen schönen Steilpass in den Lauf von Elschner zu spielen.
Elschner, auch erst kurz zuvor eingewechselt, umspielt alleinstehend Torwart Engel und schiebt lässig ins leere Tor (88.).
Bevor Schieri Kuzmanic das Spiel abpfiff, nutzten die Hausherren die Lücken der Abwehrkette der siegestaumelnden Brauer aus. Röhrig glänzt mit schönem Zuspiel auf Pfeiffer, der unproblematisch den Anschlusstreffer für sich verbucht (89.). Es half nichts. Trainer Hausmann und die Zebras von Concordia Wilhelmsruh müssen für die Wende am Sonntag gegen die Kickers (BSC) trainieren.